Emine A, Wintersemester 2016

41 Jahre
Mutter von drei Kindern

In der Türkei habe ich nur die Grundschule besucht. Als ich dann 1998 nach Deutschland kam, bin ich zunächst im Frauenzentrum in Köln-Nippes gelandet, wo ich einen Deutschkurs besucht habe. Dann wollte ich weitermachen und habe meinem Mann und meinem Sohn erklärt, dass ich wieder zur Schule gehen will. Da haben mich die zwei nur ausgelacht und gesagt: „Bleib zu Hause, kümmere Dich um den Haushalt“.
Ich habe mich aber nicht einschüchtern lassen und habe zunächst den Hauptschulabschluss nachgeholt, dann in Mülheim auf der TAS den Realschulabschluss. Sowohl in der Hauptschule als auch in der Realschule hat man mich ermuntert weiterzumachen. Und jetzt habe ich das Abitur. Die letzten dreieinhalb Jahre haben mich sehr verändert: meine Sprache hat sich verfeinert, ich fühle mich frei wie ein Vogel. An der Schule habe ich viele interessante Menschen aus verschiedenen Ländern kennengelernt, neue Impulse bekommen, ja, ich koche jetzt sogar anders. Das Allerbeste aber ist: auch mein Mann und mein erwachsener Sohn haben sich mit mir verändert. Die lästern schon lange nicht mehr, sind längst total begeistert von meinem Weg und unterstützen mich, wo sich können: putzen, waschen, machen alles im Haushalt außer Kochen, das können sie nicht. Ohne ihre Hilfe in den letzten drei Jahren hätte ich es nicht geschafft.
Jetzt möchte ich studieren, am liebsten ein Fach auf Lehramt, damit ich mein Wissen und meine Erfahrung an Migranten weitergeben kann.
Mein Tipp richtet sich auch besonders an Migranten: nie aufgeben, lernen. Ich habe die Schule genossen, mein Leben hat sich verändert. So ein wunderbares Ereignis kann man nicht beschreiben, wenn man es selber nicht erlebt hat.

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