Katharina W., Wintersemester 2019

I did it my way

Mit 17 Jahren habe ich damals die Schule abgebrochen, obwohl ich kurz vor meinem Fachabitur stand. Dies tat ich, da mir damals nicht wirklich klar war, was ich nach der Schule machen wollte. Daher entschloss ich mich erst einmal in der Gastronomie zu jobben, um Geld für einen Auslandsaufenthalt zu sparen. Als das nötige Geld zusammen war, arbeitete ich einige Zeit in Ghana, um Straßenkinder zu unterrichten und um zu mir selbst zu finden. Und nach dieser tollen Erfahrung war mir klar, dass diese Arbeit nicht nur ein Beruf für mich war, sondern auch Berufung. Doch was genau sollte ich mit dieser Erkenntnis anfangen? Mit einem guten Realschulabschluss hatte ich zwar einige Möglichkeiten, konnte mich aber nicht für eine spezifische Ausbildung entscheiden.
Deshalb dachte ich mir „komm, mach jetzt einfach mal das, was dir Spaß macht!“ Deshalb begann ich im November 2016 eine Tätigkeit als Integrationshelferin an einer Grundschule.

Da mir das Unterrichten in Ghana und die Arbeit in der Grundschule mit den Kindern so viel Spaß gemacht hat, fragte ich mich, ob der Beruf einer Lehrerin das Richtige für mich wäre. Doch studieren kam für mich ja nicht infrage, da ich kein Abitur hatte. Doch dann traf ich eine gute Bekannte, die selbst Studierende am Abendgymnasium war und mir begeistert davon berichtete.
Zuerst konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich die Idee das Abitur abends nachzuholen für mich selbst super fand oder mir der Gedanke nochmal die Schulbank zu drücken Angst machte. Wie sind die Leute dort drauf? Packe ich das wirklich? Habe ich die Energie dazu Vollzeit zu arbeiten und fünf Tage die Woche abends in der Schule noch aufnahmefähig zu sein? Vergeude ich mit dem Versuch nur wertvolle Zeit, in der ich doch eine Ausbildung machen könnte? Mir schwirrten unzählige Fragen und Zweifel im Kopf herum.

Doch nach vielen aufmunternden und ermutigenden Worten meiner Familie und meiner Freunde, entschloss ich mich, es zu probieren.

Viele Ängste habe ich durch die Unterstützung meiner Lehrer*innen und Mitstudierenden überwunden und Selbstvertrauen gewonnen. Wir haben gemeinsam Niederlagen überstanden und Siege gefeiert. Ich will nicht verschweigen, dass die Zeit hart war und ich zwischendurch auch Phasen hatte, in denen ich am liebsten alles hingeschmissen hätte. Ich glaube, dass gehört einfach dazu. Aber man darf sein Ziel nicht aus den Augen verlieren.

Auf der einen Seite freue ich mich jetzt auf meine Zukunft als Studentin, doch auf der anderen Seite vermisse ich das AG und all die Leute dort. Doch eines ist sicher: Jeder, der diesen Weg gewählt und geschafft hat, kann stolz auf sich und das Geleistete sein. Ich habe Dank des Alternativangebots das Abitur über den zweiten Bildungsweg gemacht und direkt meinen Wunschstudienplatz für Sonderpädagogik an der Uni Köln bekommen! Es hat sich also gelohnt, meine zweite Chance zu nutzen und für diese Möglichkeit bin ich heute unglaublich dankbar.

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