Anonym, Abitur 2022

„Wir müssen wissen, wir werden wissen.“ (David Hilbert)

Ich bin Krankenschwester und dachte immer, ich könne das Abitur an einem Abendgymnasium nicht nachholen, weil ich in drei Schichten arbeite und ich dann nicht an fünf Abenden in der Woche zur Schule gehen kann. Glücklicherweise hatte ich trotzdem danach im Internet gesucht und fand das Abi-online-System am Abendgymnasium Köln. Damit hatte ich nur zwei Schulabende und den restlichen Stoff konnte ich flexibel zu Hause per Distanzaufgaben erledigen.

Während meiner Abiturzeit kam die Corona-Pandemie dazwischen und es war daher trotzdem nicht immer einfach, meine Vorgesetzten von einer Dienstplanung zu überzeugen, die mir den Gang zum Abendgymnasium ermöglichte. Doch mit getauschten Diensten unter Kollegen, möglichen Frühdiensten vor der Schule oder Nachtdiensten nach der Schule, konnte ich dann doch über 6,5 Semester hinweg das Abitur absolvieren.

Der Vorkurs Latein und das darauffolgende Jahr Lateinunterricht waren für mich besonders schön. Erst hier habe ich gemerkt, wie mir die Grammatikkenntnisse auch für den deutschen Sprach- und den Fremdsprachengebrauch weiterhelfen. Gleichwohl war ich im Englischunterricht nicht so motiviert, was ich jetzt auch etwas bereue, denn der Englischunterricht am Abendgymnasium ist eine wertvolle Gelegenheit, um Englischsprechen zu üben. In meinem sich nun anschließenden Studium werde ich sehr viel Englisch benötigen, da sich Englisch nun mal als Sprache der Wissenschaft etabliert hat.

Da Mathematik schon lange mein Hobby war, hatte ich keinerlei Probleme mit diesem Fach. Es ist natürlich schade, dass man in einem Leistungskurs dann auch wirklich nur das Notwendige besprechen kann und keine weiteren Exkurse möglich sind. Der Lehrplan ist besonders in den LKs sehr vollgestopft und gerade so gut zu schaffen – dank der hervorragenden Organisation der Lehrer. Weitere Anregungen zur Mathematik bietet auch das Internet. Beispielsweise kann man sich kostenlos viele Mathevorlesungen von Professoren ansehen und dann auch schon erkennen, dass sich die Schulmathematik sehr stark von der „echten“ Mathematik unterscheidet und wo eigentlich die Schönheit der Mathematik liegt.

Fast in jedem Fach lernt man auf unterschiedliche Weise Texte zu analysieren. Während des Abiturs, kann man auf die Idee kommen, sich weniger davon zu wünschen, aber auch das trägt neben der erheblichen Erweiterung der Allgemeinbildung dazu bei, sich selbst, die Medien und die Nachrichten besser verstehen zu können. Besonders durch das Fach VWL (Volkswirtschaftslehre) erhöhte sich mein Interesse und Verständnis von Wirtschaftsthemen enorm.

In Deutsch kamen in meinem Jahrgang die Lektüren „Der Trafikant“ von Seethaler und „Nathan der Weise“ von Lessing dran und jetzt kann ich es ja sagen – den Trafikanten fand ich furchtbar. Furchtbar langweilig. Deshalb war ich sehr glücklich darüber, dass es noch den Nathan gab. Aber immerhin habe ich in Deutsch gelernt, wie man Bücher liest, die nicht nur zur Unterhaltung dienen.

Ohne das Abendgymnasium hätte ich das alles nicht erfahren und vor allem hätte ich nicht das Lernen gelernt und die Erfahrung gemacht, dass es sich lohnt, langfristig am Ball zu bleiben und dass ich erfolgreich sein kann.

Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass man sich von seinem Bildungsvorhaben auf keinen Fall abbringen lassen sollte – egal was einige Freunde oder evtl. auch die eigene Familie dazu sagen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man auch von der eigenen Familie bzw. von Freunden davon abgehalten werden kann, sich weiterzubilden. Am Abendgymnasium findet man genug Unterstützung, es trotzdem zu schaffen.

Vielen Dank für 6,5 Semester, die mein Leben nachhaltig verbessert haben!

Die Autorin dieses Textes wollte nicht namentlich erwähnt werden, daher „Anonym“.

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